Geschichte des Naturparks
>> DER NATUR UND IHREN VEREHRERN<<
Inschrift am Gartenpalais im 9. Wiener Gemeindebezirk
Schon lange vor der Eröffnung des Naturparks Sparbach 1962 waren das Gebiet um Sparbach und die Liechtenstein´schen Besitzungen Gegenstand umfangreicher Landschaftsgestaltung zur Erbaulichkeit und Erholung der Menschen.
Fürst Johann I. von Liechtenstein erwarb im Jahr 1808 das Gut Johannstein - Sparbach. Um das Sparbacher Schloss, welches 1810 gebaut worden war, entstand ab 1812 ein Tiergarten, der mit Mauern und teilweise Palisaden umgeben wurde. In das umzäunte Gebiet setzte man Damwild, Rehe, Rotwild und Wildschweine ein. Die prachtvoll angelegten Aussichts- und Wildwiesen im Gebiet wurden durch romantische Staffagebauten, wie den Triumphbogen auf der Dianawiese und die Köhlerhausruine ergänzt. Diese im Geiste der Romantik gestaltete Wienerwaldlandschaft zog viele WienerInnen an, darunter Ferdinand Raimund, Georg Ferdinand Waldmüller und Nikolaus Lenau.
Park- und Gartenanlagen reflektieren die Gesinnung einer Epoche - sie sind Spiegel der Gesellschaft, der politischen Situation und der Beziehung des Menschen zur Natur. Als Gegenbewegung zu den barocken Gärten mit ihren strengen Formationen entstand im 18. Jh. in England der Landschaftsgarten. Englische Gärten gelten als inszenierte Landschaften - dreidimensionale begehbare Gemälde, deren Aufgabe es ist, der Natur zu ihrem schönsten Ausdruck zu verhelfen.
Der erste Naturpark Österreichs
Die Kriegs- und Nachkriegszeit hatte die Einrichtungen des Tiergartens schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Mauern waren auf weite Strecken zerstört worden, der Wildstand nahezu vernichtet. Im Jahre 1958 ergriffen die Niederösterreichische Landesregierung und die Fürstliche Lichtenstein`sche Verwaltung die Initiative, auf dem Gebiet des ehemaligen Tiergartens den ersten Naturpark Österreichsn moderner Prägung zu errichten.
Die Mauern wurden soweit wie möglich wieder instand gesetzt und durch Umzäunungen verlängert, wodurch eine Fläche von rund 360 ha umschlossen war. Die verfallenen Ruinen wurden restauriert, die Wege erneuert und die großen Wiesenflächen in Pflege genommen. Die ursprüngliche Widmung als Tiergarten wurde in einen modernen Naturpark umgewandelt, der am 29. Juni 1962 feierlich eröffnet wurde.
Prof. Dr. Lothar Machura, am Entstehen des Naturparks maßgeblich beteiligt, beschrieb dessen Entwicklung folgendermaßen: „Bis zum Jahre 1945 besaß die Umgebung von Mödling mit dem Sparbacher Tiergarten, am Ende der Hinterbrühl, ein beliebtes Ausflugsziel. Seiner ursprünglichen Widmung entsprechend handelte es sich um ein eingezäuntes Wildreservat von 420 ha Fläche, in dem besonders Mufflons und Damwild gehegt und gejagt wurden. Diese Hinweise wären aber ungenügend, wollte man hievon die eigentümlichen Wesenszüge des einstigen Sparbacher Tiergartens ableiten. Vielmehr handelte es sich um ein sorgfältig ausgewähltes Stück Wienerwald, das Feldmarschall Fürst Johann I. von Liechtenstein (1760 bis 1836) in sein großzügiges Programm zur Neugestaltung der Landschaft um Mödling eingeschlossen hatte.“
Ganz befangen in der romantischen Baugesinnung und Naturbetrachtung seiner Zeit, ließ dieser nicht nur die damaligen Schafweiden der „kahlen Höhen“ um Mödling mit Schwarzkiefern aufforsten und durch Wiesen begrünen, er veranlasste auch den Bau des Husarentempels, des „schwarzen Turms“, des Amphitheaters und sonstiger Kunstruinen und Zierbauten sowie die Restaurierung der Mödlinger Burg und der Ruine Johannstein in Sparbach.
Nicht weniger als 1.600 ha umfasste die großzügig gedachte und auch entsprechend kostspielige Planung zur Umgestaltung und Verschönerung der Umgebung von Mödling. Zur Anpflanzung von Baum- und Strauchgruppen wurde auf dem steinigen Terrain Erde angeschüttet. Die angepflanzten Gehölze mussten aufwendig bewässert werden. Die im Sinne des englischen Landschaftsgartens neu gestaltete Landschaft in der Hinterbrühl wurde durch schöne, auch in den Felsen gesprengte Wege und Pfade erschlossen.
So entstand ab 1812 ein Tiergarten um das umgebaute Sparbacher Schloss, der mit einer Mauer und teilweise Palisaden umgeben wurde. Im umzäunten Gebiet wurden Damwild, Rehe, Hirsche und Wildschweine ausgesetzt. Die prachtvoll angelegten Aussichts- und Wildwiesen wurden durch romantische Tempel-, Triumphbogen- und sonstige Ruinenbauten ergänzt.
Diese im Geiste der Romantik zu einem Englischen Landschaftsgarten umgestaltete Wienerwaldlandschaft zog viele Wiener an, darunter Ferdinand Raimund, Ferdinand G. Waldmüller und auch Nikolaus Lenau.
Nach einem Text von Prof. Dr. Lothar Machura